Macht viel Fernsehen dumm? Studie deckt schlechtere Hirnleistung auf

Dass viel Fernsehen mit einer schlechteren körperlichen Fitness einhergeht, ist klar. Denn wer viel Fernsehen schaut (mehr als 4 Stunden/Tag), hat nun mal weniger Zeit für Sport. Damit verbunden sind ein höheres Gewicht und ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung, sowie auch Diabetes. Das sind alles keine Neuigkeiten.

Dennoch bleibt eine Frage offen: Verändert sich dadurch die Hirnleistung?

Dies hat eine amerikanische Studie im Jahr 1985 mit 3250 jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 bis 30 Jahren untersucht (die CARDIA- Studie). Alle 5 Jahren wurden die Teilnehmer nach ihren Fernsehgewohnheiten befragt, alle 2-5 Jahre nach ihren Freizeitaktivitäten. 25 Jahre später unterzogen sich die Teilnehmer einem ausführlichen Kognitionstest (Überprüfung der geistigen Leistungsfähigkeit).

Macht viel Fernsehen dumm

In dieser Studienpopulation wurden knapp 11% als sogenannte Viel- Fernseher klassifiziert: sie schauten mehr als 3 Stunden/Tag Fernsehen. Unterschiedliche Gehirnleistungstests wurden durchgeführt: ein sogenannter Test zur Überprüfung der Verarbeitungsgeschwindigkeit, ein Test zur Überprüfung der Ausführungsfähigkeit (Exekutivfunktionen „Stroop-Test“: Zuordnung von Farben und Bildern) und eine Überprüfung des verbalen Gedächtnisses.

Demonstration Stroop Test

Wie sich zeigte, schnitten sowohl die chronischen Couch-Potatoes (geringe sportliche Aktivitäten, Fernsehen weniger als 3 Stunden/Tag) als auch die Vielfernseher bei diesen Test signifikant schlechter ab als der Rest der untersuchten Population. Geringe körperliche Aktivität wie auch Überfernsehkonsum waren verbunden mit einer schlechten Verarbeitungsgeschwindigkeit und Exekutivfunktion. Das verbale Gedächtnis war allerdings nicht wesentlich unterschiedlich in den einzelnen Gruppen.

Untersuchte man die Viel- Fernseher und die Couch- Potatoes anhand des Ausbildungsgrades, Alkoholkonsums, BMI und arterieller Hypertonie, schnitten vor allem die körperlich trägen Teilnehmer bei dem Verarbeitungsgeschwindigkeitstest deutlich schlechter ab: hier war die Textverarbeitungsgeschwindigkeit der körperlich trägen Teilnehmer  um 50% schlechter!

Fazit dieser Studie ist, dass geringe körperliche Aktivität verbunden mit Fernsehkonsum verbunden ist mit einer deutlich schlechteren Verarbeitungsgeschwindigkeit. Die Aufnahmeinformation sowie auch das Verstehen der Informationen sind deutlich reduziert.

Noch schlechter sieht es bei den chronischen Vielfernsehern aus. Bei ihnen war die Versagerquote in den jeweiligen Tests teilweise doppelt so hoch wie bei den Teilnehmern mit moderatem oder geringem Fernsehkonsum. Macht also wenig Bewegung dumm und in Kombination mit viel Fernsehen noch dümmer?

Ein Fehler liegt dieser Studie jedoch zugrunde: zu Beginn wurden diese Tests bei den Teilnehmern nicht durchgeführt. Daher kann man nicht feststellen, was jetzt Ursache und Wirkung ist.

Fakt ist jedoch, dass das Bildungsniveau bei den Vielfernsehern und körperlich Inaktiven in der Tat deutlich niedriger war. Auch unter Berücksichtigung des Ausbildungsgrades fielen die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Exekutivfunktionen (Beispiel ist die Ampelfunktion: bei Rot müssen die Fußgänger stehen bleiben, bei Grün können sie laufen) deutlich niedriger aus. Es scheint auch einen additiven Effekt zu geben:

bei Sportmuffeln mit zugleich hohem Fernsehkonsum (dies waren 3,3% der Teilnehmer) ist die geistige Verarbeitungsgeschwindigkeit wie auch der Stroop 120% (von Farben und Bildern, Bsp: Wort grün in roter Schrift) häufiger schlechter als bei allen anderen Teilnehmern.

Fast jeder Zweite ist Sportmuffel oder Antisportler
30 Prozent der Bundesbürger treiben wenig Sport (Sportmuffel), 18 Prozent sogar gar nicht (Antisportler). Nur knapp 30 Prozent der Bevölkerung sind Gelegenheitssportler.

Fazit dieser Studie:

Körperliche Inaktivität verbunden mit viel Fernsehen scheint die intellektuelle Leistungsfähigkeit im Verlauf von Jahrzehnten deutlich zu verringern. Als diese Studie 1985 begann, gab es noch keine Computer und kein Handy. Wie wird es wohl aussehen, wenn neben körperlicher Inaktivität und viel Fernsehen noch viel Handy- und Computerkonsum dazu kommen?

Quelle. Ärzte Zeitung, 22.03.2016

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